Dieses Gedicht schrieb der salzburgische Bergmann, evangelische Glaubenskämpfer  und spätere Schriftsteller Joseph SCHAITBERGER (* 19. März 1658 in Dürrnberg bei Hallein im damaligen Erzstift Salzburg; † 3. Oktober 1733 in Nürnberg) im Jahr 1686 nachdem er als "Ketzer" aus dem Land Salzburg ausgewiesen worden war, während seiner Reise nach Nürnberg.

Es wurde 1731/32, als etwa 20.000 Evangelische aus dem Land Salzburg ausgewiesen worden sind, von diesen Exulanten häufig gesungen. Als Melodie wurde die von Michael Praetorius 1610 für das Lied "Ich dank dir schon durch deinen Sohn" bzw. "Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr!" komponierte verwendet.

Schaitbergers Gattin Magdalena, geborenen Kämmel aus Berchtesgaden ging mit ihm in die Emigration und starb schon 1687. Die beiden minderjährigen Töchter Magdalene und Anna mußten sie in Salzburg zurücklassen. Magdalene folgte 1701 mit ihrem Ehemann dem Vater nach Nürnberg.

 

 

I bin ein armer Exulant,

a so tu i mi schreiba

Ma thut mi aus dem Vaterland

um Gottes Wort vertreiba.

 

Das weiß i wohl, Her Jesu Christ,

es iß dir a so ganga

Jetzt will i dein Nachfolger sein, Herr!

Machs nach deina Verlanga.

 

Ei Pilgrim bin i halt nunmehr,

muß rasa fremde Strosa,

Das bitt i di, mein Gott und Herr,

du wirst mi nit verlosa. 

 

Den Glauben hab i frei bekennt,

des darf i mi nit schäma,

wenn man mi gleich ein Ketzer nennt,

und thur mirs Leben nehma.

 

Kette un Banda wor mir men Ehr

um Jesu willa z´dulta,

un dieses macht die Glaubenslehr´

und nit mei böß verschulda.

 

Muß i glei in das Elend fort,

will i mi do nit wehra,

so hoff i do Gott wird mir dort

och gute Fründ beschera.

 

Herr, wie du willst, so gib mir drein,

bei dir will i verbleiba,

I will mi gern dem Wille d

ein gedultig unterschreiba.

 

Mueß i glei fort, in Gottes Nam´!

Un wird mir alles genomma,

so waß i wohl, die Himmelkron,

wer i onmal bekomma.

 

So muß i heut von meinem Haus.

die Kinderl mueß i losa,

mein Gott, es treibt mir Zährerl aus,

zu wandern fremde Strosa.

 

Mein Gott, führ mi in eine Stadt,

wo i dein Wort kann hoba,

darin will i di früh un spat

in meinem Herzel loba.

 

Soll i in diesem Jammerthal

noch länger in Armuth leba,

so hoff i do, Gott wird mir dort

ein beßre Wohnung geba.

 

 

 

In heutigem Deutsch:  

 

Ich bin ein armer Exulant,

also muss ich mich schreiben.                    

Man tut mich aus dem Vaterland

um Gottes Wort vertreiben.  

 

Doch weiss ich wohl, Herr Jesu mein,

es ist dir auch so gegangen.

Jetzt soll ich dein Nachfolger sein;

mach´s Herr, nach deinem Verlangen.  

 

Ein Pilgrim bin ich auch nunmehr,

muss reisen fremde Strassen,

drum bitt ich dich, mein Gott und Herr,

du wollst mich nicht verlassen.  

 

Ach steh mir bei, du starker

Gott, dir hab ich mich ergeben,

verlass mich nicht in meiner Not,

wann´s kosten soll mein Leben.  

 

Den Glauben hab ich frei bekennt,

des darf ich mich nicht schämen.

Ob man mich einen Ketzer nennt

und tut mir´s Leben nehmen.  

 

Ketten und Banden war mir eine Ehr,

um Jesu Willen zu dulden,

denn dieses macht die Glaubenslehr

und nicht mein bös Verschulden.  

 

Ob mir der Satan und die Welt

all mein Vermögen rauben,

wenn ich nur diesen Schatz behalt:

Gott und den rechten Glauben.  

 

Herr, wie du willst,

ich geb mich drein, bei dir will ich verbleiben.

Ich will mich gern dem Willen dein

geduldig unterschreiben.  


Muss ich gleich in das Elend fort,

so will ich mich nicht wehren,

ich hoffe doch, Gott wird mir dort

auch gute Freund bescheren.  

 

Nun will ich fort in Gottes Nam´ -

alles ist mir genommen,

Doch weiss ich schon,

die Himmelskron werd ich einmal bekommen.  

 

So geh ich heut von meinem Haus,

die Kinder muss ich lassen.

Mein Gott, das treibt mir Tränen aus,

zu wandern fremde Strassen.  

 

Ach führ mich Gott in eine Stadt,

wo ich dein Wort kann haben,

damit will ich mich früh und spat

in meinem Herzen laben.  

 

Soll ich in diesem Jammertal

noch lang in Armut leben,

Gott wird mir dort im Himmelssaal

eine bessere Wohnung geben.  

 

Wer dieses Liedlein hat gemacht

der wird hier nicht genennet,

des Papstes Lehr hat er veracht

und Christus frei bekennet.  

 

Joseph Schaitberger