Meine Mitarbeit an unserem Projekt "Verlustlisten 1. Weltkrieg"
https://www.familia-austria.at/index.php/manibus-unitis/verlustlisten-1-weltkrieg/1320-erfassung-der-oesterreichisch-ungarischen-verlustlisten-i-weltkrieg
war eine interessante, aber auch prägende Erfahrung.

Diese Millionen von jungen Männern, die in diesem Weltkrieg verletzt wurden, in Gefangenschaft gerieten, starben, fielen oder vermißt blieben - einfach schrecklich!
Da ist eine ganze Generation von jungen und mittelalterlichen Männern verheizt worden.
Verblutet auf den Schlachtfeldern Galiziens, am Isonzo, in den Alpen, in Serbien usw.
Und auch die, die letztlich wieder nach Hause gekommen sind, oft nach langer Kriegsgefangenschaft, die hatten Wunder erlitten - körperliche und psychische.
Das gilt für alle Völker, Sprachgruppen und Konfessionen der alten Doppelmonarchie, für Offiziere und Mannschaften, für Berufssoldaten und Wehrpflichte, für in Friedenszeiten ausgebildete Soldaten und ganz besonders für die Ersatzreserve und den Landsturm.

Dabei mußte ich oft an meine längst verstorbene Mutter (1922 - 1996) denken und ihre Erzählungen über den nächsten, den 2. Weltkrieg, den sie als Jugendliche bzw. junge Frau miterleben mußte - und dessen Schrecken sie nie ganz überwunden hatte.
Von den jungen Männern ihres Jahrganges, ihren Klassenkameraden im Markt Neulengbach (Niederösterreich), die mit der sog. "St. Pöltner Division" in Stalingrad umgekommen sind. Nur zwei dieser etwa 40 Burschen des Jahrganges 1921/1922 sind wieder nach Hause gekommen. Ihre Fotos kenne ich. Sie sind auf den beiden großen Gefallenentafeln der 155 gefallenen oder dauerhaft vermißten Neulengbacher im Gang der Pfarrkirche enthalten.
Wieder wurde eine ganze Generation ausgelöscht.

Und die wenigen Heimkehrer waren oft für's Leben gezeichnet.
Sie haben auch bei jeder Gelegenheit vom Krieg geredet, das hat sie nicht losgelassen - selbst Jahrzehnte später in den 60ern und 70ern habe ich das unzählige Male gehört.

Mein Vater ist auch zurückgekommen, sonst gäbe es mich (* 1958) ja nicht.
Aber auch er war gezeichnet, nicht nur durch die Ruhr in Rußland, an deren Nachwirkungen er lebenslang gelitten hat, sondern auch durch die schrecklichen Erlebnisse dort. Er hat uns Buben oft davon erzählt.

"Nie wieder Krieg" hat man in den ersten Nachkriegsjahrzehnten und damit in meiner Kindheit in den 1960er-Jahren noch oft gehört. Damals hatte die alten Leute noch beide Weltkriege miterlebt - durchlitten.
In den 1980 und 1990-Jahren gab es noch die Generation, die den 2. Weltkrieg erlebt hatte - und damit dem gesellschaftlichen Grundkonsens "das darf nie wieder passieren" anhing.
Heute, 78 Jahre nach Kriegsende, sind Diejenigen, die den letzten Krieg noch bewußt erlebt haben auf eine kleine Gruppe zusammengeschmolzen. Mehr als 95% der Österreicher haben keine persönlichen Erfahrungen mehr mit Kriegen.

Ich bin deshalb ganz froh, daß diese tausenden Gefallenendenkmäler bis heute existieren.
Sie sind ständige Mahnung, daß es nie wieder Krieg geben darf.
Denn für die heute unter 30jährigen, die die Erzählungen der Heimkehrer nicht mehr gehört haben, ist Krieg leider kein Tabu mehr. Er wird als Mittel zur Durchsetzung von Politik akzeptiert. Und damit wächst die Gefahr neuer Kriege.
Clausewitz mag recht haben mit seiner Aussage „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“, aber zu welchem Preis!
Und vor allem, wer bezahlt diesen Preis?
Die Kaiser, Könige, Herzöge früherer Zeiten ebensowenig wie die heutigen Staatenlenker. Die Generäle ebensowenig wie die Industriellen der Rüstungsindustrien.
Man kann gar nicht genug daran erinnern. 

Und gleichzeitig werden heutzutage die Rufe lauter, Österreich solle sich an Militärbündnissen, EU-Schlachtgruppen ("battle groups"), ja sogar Kriegen beteiligen.
Alle, die diesen verheerenden Parolen auf den Leim gehen, sollten sich die Verlustlisten des 1. Weltkriegs ansehen. Dort können sie lernen, was Krieg bedeutet, was er anrichtet, was er zerstört.

Für mich sind diese Verlustlisten dauerhafte Mahnung, jeder Kriegspropaganda - egal wie gefinkelt sie daher kommt - entschieden entgegenzutreten.
Natürlich gibt es in allen Kriegen auch Gewinner ("Kriegsgewinnler"), die von der Not und dem Elend der großen Masse der Bevölkerung auch noch profitieren. Waffenproduzenten, Ausrüstungshersteller, Großbanken, usw.
Und die sorgen dann oft auch für neue Kriege.
Wir sollten das nicht länger zulassen.

NIE WIEDER KRIEG!

ÖSTERREICH MUSS NEUTRAL BLEIBEN!

ÖSTERREICH DARF KEINEM MILITÄRBÜNDNIS ANGEHÖREN!

ÖSTERREICH DARF KEINE TRANSITE VON MILITÄR-, WAFFEN- UND RÜSTUNGSGÜTER DURCH SEIN STAATSGEBIET ZULASSEN!

ÖSTERREICH DARF KEINE WAFFEN UND RÜSTUNGSGÜTER EXPORTIEREN!